EM 2024: So wahrscheinlich ist ein zweites Sommermärchen

Bereits nächstes Jahr steht die Fußball-EM in Deutschland an. Während sich noch alle Teams in der Qualifikation befinden, ist Deutschland als Gastgeber bereits mit von der Partie. Nach den Fiaskos bei der WM 2018 sowie 2022 ist der Druck auf die Mannschaft besonders groß. Doch nach wie vor glauben viele Fans an ein erneutes Sommermärchen im eigenen Land. 

Davon sind auch die Buchmacher und Wettfreunde überzeugt. Die Quoten bei den beliebten Sportwetten zeigen Deutschland als einen der Titelfavoriten. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass die Nationalmannschaft den Sieg einsacken und den Fußballtraum perfekt machen kann?

Nach dem Sommermärchen: Freud und Leid für Deutschland

Als das „Sommermärchen“ von 2006 in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs einging, war Nationalteamspieler Jamal Musiala gerade einmal drei Jahre alt. Es ist also schon einige Zeit her, dass ganz Deutschland einer Fußballeuphorie unterlag. Denn bei der Heim-WM im Jahr 2006 entwickelte sich eine ganz besondere Dynamik im Land. 

Die Fußballstimmung steckte nahezu jeden an. Millionen von Menschen versammelten sich in den Stadien und bei Public Viewings, Tausende nahmen an Autokorsos in den Städten teil. Ähnlich euphorisch wurde es danach nur noch beim WM-Titel im Jahr 2014. Da dieser fernab von der Heimat in Brasilien gefeiert wurde, konnte der fußballerische Erfolg aber nicht ganz so ausgelassen gefeiert werden. 

Denn auch wenn 2006 keine Finalteilnahme heraussprang, war ganz Deutschland in einer Ekstase. Dass sich dies bei der Heim-EM 2024 wiederholen könnte, bedarf allerdings einer deutlichen Leistungssteigerung. Denn im nächsten Jahr wartet man bereits 10 Jahre und vier Turniere auf einen bedeutenden Titel. Vor allem die Leistungen bei den letzten beiden Weltmeisterschaften hat vielen Fans Bauchschmerzen bereitet. Das Team aus Deutschland musste sich zweimal in Folge in der Gruppenphase geschlagen geben.

Wie schafft man den Turnaround?

Nach der WM-Blamage 2018 in Russland sollte eigentlich bereits der Turnaround erfolgen. Mit Hansi Flick wurde ein neuer Hoffnungsträger als Trainer präsentiert, in der Mannschaft erfolgte zumindest auf einigen Positionen ein Umbruch. Doch auch die Leistungen vom „neuen“ Nationalteam-Trainer ließen bislang zu wünschen übrig. Auch Flick konnte bei der letzten WM in Katar nicht über die Gruppenphase hinauskommen.

Hinzu kommt, dass Deutschland aufgrund der fehlenden Qualifikation Spielpraxis fehlt. Zwar bestreitet man einige Länderspiele, hierbei muss man aber auf Teams aus Asien, Afrika und Amerika zurückgreifen. Denn europäische Gegner mit einer hohen Kaderqualität werden sich aufgrund der Qualifikationsspiele nicht finden lassen. Hier versprach man Gegner auf Augenhöhe. 

Beim Länderspielauftakt ging es dann gegen Kolumbien. Nicht nur den versprochenen Gegner auf Augenhöhe ist man schuldig geblieben. Auch setzte es für Deutschland eine erneute Niederlage. Das Stimmungsbild der Fans verschlechterte sich durch diese Niederlage weiterhin und auch die Verantwortlichen geraten immer mehr in Bedrängnis. Denn ein Trainerwechsel vor der Europameisterschaft wäre natürlich sehr riskant. 

Andererseits konnte Flick bisher nicht vollständig überzeugen und scheint als Nationalteam-Trainer bereits angezählt zu sein. Zudem scheint der deutschen Mannschaft das Kollektiv verloren gegangen zu sein. Zwar hat man auf nahezu jeder Position sehr gute Individualspieler. Diese schaffen es aber scheinbar trotzdem nicht zueinanderzufinden.

Auch 2006 standen die Vorzeichen schlecht

Nun darf man aber nicht alles schlechtreden. Denn auch vor der Heim-WM im Jahr 2006 standen die Vorzeichen alles andere als gut. Sowohl bei der EM im Jahr 2000 als auch bei jener 2004 musste sich Deutschland bereits im Vorfeld verabschieden. Der zweite Platz bei der Fußball-WM im Jahr 2002 war vor allem der individuellen Klasse von Oliver Kahn zu verdanken und spiegelte keinesfalls die Leistungen der Mannschaft wider. Vor der Heim-WM kam es dann auch noch zu einer bitteren 1:4-Niederlage gegen Italien. Unter Neu-Coach Jürgen Klinsmann schien bereits im ersten Testspiel alles schief zu gehen. Doch letzten Endes schaffte man rechtzeitig die Rückkehr zu einer Top-Form und spielte eine unvergessliche Weltmeisterschaft.

Vielleicht lässt sich das Sommermärchen vor allem auch die vorangehenden schlechten Leistungen erklären. Denn wohl niemand hätte mit einem solch starken und kämpferischen Auftritt des Nationalteams gerechnet. Umso überraschter waren dann viele Fans über das beherzte Auftreten. Auch 2024 könnte sich ein solches Szenario abspielen. Denn spricht man derzeit mit den Fußballfans, haben sich längst graue Wolken über den Sonnenschein nach dem WM-Sieg von 2014 gelegt. Auch im Fußball heute glaubt niemand so wirklich daran, dass die Mannschaft bei der Heim-EM im nächsten Jahr eine wesentliche Rolle spielen wird.

Auf welche Spieler wird es ankommen?

Auch 10 Jahre nach dem WM-Titel wird es bei der Heim-EM vor allem auf Kapitän Manuel Neuer ankommen. Der Nationaltorhüter ist derzeit zwar verletzt und hätte mit seiner Abwesenheit dem FC Bayern München fast den Meistertitel in der Saison 2022/23 gekostet. Für die Heim-EM scheint jedoch kein Weg am Weltmeister vorbeizuführen.

Eher fraglich ist derzeit der Einsatz von Thomas Müller. Diese wurde von Flick zuletzt abgeschrieben, da der Trainer jüngeren Spielern vermehrt Chancen auf einen Einsatz geben möchte. Für Müller ist die Heim-EM 2024 jedoch ein erklärtes Ziel. Man kann davon ausgehen, dass der Bayern-Routinier in der kommenden Saison alles dafür tun wird, um sich für einen Einsatz im Nationalteam zu qualifizieren.

Ebenso wird es auf weitere Spieler der Bayern ankommen. Mit Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Leroy Sané und Leon Goretzka findet sich in Potpourri aus erfahrenen und hungrigen Spielern im DFB-Kader. Hinten soll vor allem Antonio Rüdiger für die nötige Ruhe sorgen. Blickt man auf den Kader des deutschen Nationalteams, dürfte man an einem erneuten Sommermärchen überhaupt nicht zweifeln. Auch wenn die Stürmerfrage die Mannschaft bereits seit vielen Jahren plagt, hat man mit Füllkrug und Werner zwei Goalgetter in den Reihen.

Wann geht es los?

Die Heim-EM startet am 14. Juni 2024 mit einem Spiel des Gastgebers. Gegen wen Deutschland in München antreten wird, ist bislang allerdings noch nicht klar. Klar ist hingegen, dass man alles daransetzen wird, um einen Monat später im EM-Finale zu stehen. Denn am 14. Juli 2024 findet das letzte Spiel der Europameisterschaft statt. 

Das Finale wird in Berlin ausgetragen und die Hauptstadt wäre bereit, eine riesengroße Party zu feiern. Da es noch zahlreiche Monate bis zum Turnier sind, bleibt dem DFB-Team also noch genügend Zeit, um ein Siegerteam auf die Beine zu stellen und die individuelle Klasse in eine Teilleistung umwandeln zu können.

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